50 Jahre Eingemeindung

in die Stadt Rottenburg a.N.

 

 

Die Wählervereinigung BfE lud dazu die Ergenzinger Bürgerinnen und Bürger am 22.03.2022 ins Waldhorn ein.

 

Etliche Zeitzeugen waren gekommen und es wurde ein anregender, aufregender, angeregter, aufgeregter und spannender Abend.

 

Der Vorsitzende Hans Herty erinnerte bei seiner Begrüßungsrede an die aktuelle Situation und rief die Anwesenden zu einer Schweigeminute für die Opfer im Ukraine-Krieg auf .
Einen Überblick über die Geschichte der Eingemeindung von 50 Jahren  zeigte Renate Holzmann. Marlene Fischer erläuterte  Passagen aus dem Eingliederungsvertrag vom 21. März 1972 aus heutiger Sicht und Irmgard Kussauer erzählte als erste Zeitzeugin von den guten Einkaufsmöglichkeiten damals  in Ergenzingen, und dass die umliegenden Gemeinden, sogar Bondorf, nach Ergenzingen zum Einkaufen kamen.

Dann klinkten sich die gekommenen Zeitzeugen ein und es ging emotional hoch her:

 

A. gehörte damals zu den 1,98% der Ergenzinger, die GEGEN die Eingemeindung stimmten: „man gibt nicht seinen Geldbeutel her“. Spannend wie ein Krimi erzählte er ,mit Anekdoten gespickt, von damals, wie die Zehntscheuer abgebrochen wurde ,die Rettungswache gebaut wurde, das alte Rathaus verkauft wurde „das wäre ein schönes Museum gewesen“, welche Krankentransporte er nach Tübingen fahren durfte und wohin er „den Kruscht“ fahren musste.

 

H. damals noch ein kleiner Junge,  kann es immer noch nicht fassen, dass in so kurzer Zeit (ca 1 Jahr) eine so extrem bedeutende Entscheidung wie das Aufgeben der Selbstständigkeit der Gemeinde Ergenzingen durchgeboxt wurde. „Warum haben sie sich nicht gewehrt?“

 Immer wieder fielen dieselben Namen als Verantwortliche, die zu der Eingemeindung nach Rottenburg gedrängt haben: der damalige BM Thurner und Dr. Schmolze.

 U. erzählte, dass sie die Stadt damals schriftlich darauf aufmerksam gemacht hatte, das alte Rathaus in Ergenzingen zu kaufen und nicht zu veräußern -  vergeblich – „das ist mir immer noch im Gedächtnis“.

 Ein anderer Bürger, kurz nach der Eingemeindung nach Ergenzingen gezogen, bringt einen anderen Aspekt hervor:

 „Das Trauma der Eingemeindung schleicht in Ergenzingen herum“ .Wir sollen uns Gedanken über die Zukunft machen: wo geht es hin? Ein Dorfentwicklungsplan ist nötig, denn derzeit läuft in Ergenzingen die Transformation von der dörflichen Comunity hin zu einer Schlafgemeinde, was heißt, dass auswärts Aktivitäten betrieben werden und  in Ergenzingen geschlafen wird. Es läuft nicht viel an Integration der Zugezogenen. Und statt der früher vom Naturschutzverein anberaumten Biotopvernetzung findet jetzt – man denke an die Diskussion ums Flugfeld – eine Industrievernetzung statt.

 „Aber dass nichts läuft in Ergenzingen, daran sind wir doch selber schuld, denn Angebote in Ergenzingen werden oft nicht wahrgenommen – die Leute bleiben weg“ –kommentierte eine Zuhörerin.

 

Trotz der vielen Kritik nach 50 Jahren Zugehörigkeit zu Rottenburg war der Abend überaus lohnend.

 

Einheimische und Zugezogene und wohlgemerkt nicht nur die Älteren hatten sich im Waldhorn zusammengefunden.

 

Ein lebhafter und bereichernder Gedankenaustausch – wie man es sich öfter wünscht.