7. BÜRGERSTAMMTISCH IM WALDHORN  17.07.2018

 

Wir bedanken uns bei den engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihren Beiträgen, Informationen und Ideen den Stammtisch im Waldhorn zu einem lebhaften und interessanten Gedankenaustausch werden ließen.  

Das wurde besprochen:            

 

Problematik mit der Bahn
Am Bahnhof Ergenzingen werden deutlich weniger Fahrgäste wahrgenommen,  da die Umsteigesituation am Bahnhof in Bondorf unzumutbar ist:
der Aufzug (Fa. Kreidler) ist fast immer defekt, sehr häufig kommt der Zug aus Stuttgart mit Verspätung in Bondorf an und man erreicht  die Anschlussbahn nach Ergenzingen nicht mehr
 oder die Anschlussbahn aus Ergenzingen kommt mit Verspätung in Bondorf an und die Regionalbahn nach Herrenberg-Böblingen-Stuttgart ist schon weg.
Sehr unangenehm und ärgerlich für die Fahrgäste. Die Haltestelle in Ergenzingen wird unattraktiv, mittlerweile parken etliche  Bahnfahrer ihr Auto in Herrenberg und steigen dort in die Bahn ein. Zumindest ist hier die Situation zuverlässiger.
Ein weiteres Problem am Bahnhof  Ergenzingen ist, dass von der Eckenweiler Seite aus kein Zugang zu den Gleisen besteht. Es wird sehr oft beobachtet, dass Schüler, Erwachsene und sogar Erwachsene mit Kindern die Bahngleise überqueren, um zum Bahnsteig zu gelangen.
Es fehlt die schon so oft geforderte Bahn-Unterführung am Ergenzinger Bahnhof.
Ein Bürger kommentierte: "in Rottenburg wird im Rahmen der Sanierung jetzt die Bahnunterführung am Bahnhof gebaut, für Ergenzingen hat die Verwaltung in Rottenburg  gar kein Interesse.“

 

 

 

Geplante Gewerbestrategie von Rottenburg für Ergenzingen
Das im März 2018 veröffentlichte Strategie – und Handlungsprogramm Wirtschaftsflächen Rottenburg am Neckar sieht für Ergenzingen großflächiges Gewerbe im Bereich Produktion, Verkehr, Lagerei und Logistik vor.
Die Anwesenden kommentierten dies mit großer Sorge und Beunruhigung.  Alle waren sich einig, dass in Ergenzingen keine weiteren Logistikbetriebe und keine großflächigen Lagerhallen mehr gebaut werden dürfen. Es sind schon genug vorhanden.
Ein Bürger brachte es auf den Punkt: „Wenn Rottenburg ein weiteres Gewerbegebiet ausweist, kostet das Geld und die Stadt will schnellstmöglich verkaufen, um das Geld wieder reinzuholen.“
Die Bürger wünschen sich qualifizierte und nachhaltige Arbeitsplätze im Gewerbegebiet. Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich gibt es genügend.
"Leider",  fügte ein Bürger hinzu, " ist die Gewerbestrategie von Rottenburg  angebotsorientiert und nicht nachfrageorientiert, will heißen:

Rottenburg plant erst einmal große Gewerbegebiete und bietet die Flächen dann auf dem Industrie- und Gewerbemarkt an. „Die Gier von Rottenburg ist riesengroß, der OB setzt sein Vorhaben mit allen Mitteln durch.“
Eine Bürgerin meinte dazu, das oft gehörte Argument von Rottenburg, dass man mit viel Gewerbeflächen neue, tolle Arbeitsplätze schaffe, stimmt so nicht; denn diejenigen, die nach Stuttgart oder Böblingen/Sindelfingen mit dem Auto pendeln, sind nicht im Billiglohnbereich beschäftigt, sondern müssen wegfahren, weil sie keine Arbeitsplätze höherer Qualität hier finden.

Zunehmender Verkehr und  zunehmende Belastung  in und um Ergenzingen
Der ständig zunehmende Verkehr wird von allen wahrgenommen, besonders der Schwerlastverkehr steigt.  Das Postfrachtzentrum in Eutingen wird aktuell erweitert und  Rottenburg plant das neue Gewerbegebiet Flugfeld im Westen  von Ergenzingen. Der Verkehr wird dadurch nochmals deutlich zunehmen! Ergenzingen leidet am meisten darunter, denn Ergenzingen ist jetzt schon „eingezäunt“ von Autobahn und Umgehungsstraßen. Die Schadstoffbelastung der Luft steigt, die steigende Lärmbelastung beklagen jetzt schon viele BürgerInnen  und die Lichtverschmutzung nimmt zu. „  Mit den vielen Lichtern im Gewerbegebiet Ergenzingen-Ost sieht der Ort jetzt schon wie eine Stadt aus .“
Ein Ergenzinger konnte uns Insider-Info aus dem Großraum Stuttgart  mitteilen: eine große Firma wird demnächst den ganzen bisherigen Transport von der Schiene auf LKWs umstellen; Grund sind die teuren Bahntransportkosten.  Zusammen mit der hoch umstrittenen Just-in-time-Lieferung  an die Produktionsstätten (Trend: keine Lager mehr  sondern auf der Straße sind die transportierenden LKWs die Lager) wird die Verkehrsentwicklung nicht nur um Ergenzingen sondern auf allen deutschen Straßen als sehr bedenklich und sogar bedrohlich für unsere  Gesundheit angesehen: zu viel Stau, zu viel Belastung, zu viel Stress.
Und - der öffentliche Nahverkehr wird  nicht gestärkt sondern noch zurückgefahren!!
Beispiel: Ergenzingen, wo jetzt deutlich weniger Züge halten.
Für alle ein völlig unverständliches Handeln der Politik.

Lebenswertes Ergenzingen?
Alle in Ergenzingen wollen sich wohlfühlen und ihre Lebensqualität erhalten bzw. verbessern.
„Wir wollen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lebensqualität, Natur und Gewerbe und nicht- wie von Rottenburg geplant – ausschließlich als Industrie- und großflächiger Gewerbestandort gelten!“
Aber alle Anwesenden sehen auch, dass mit den geplanten Vorhaben  der Stadt die Lebensqualität verschlechtert wird und sogar die Gesundheitsbelastung steigt.
„Das biologische Gleichgewicht ist jetzt schon gestört, das Ergenzinger Gelände ist zerschnitten, die Natur stirbt ab, Tiere wandern ab, der Wildbestand reduziert sich merklich und die Naherholung fehlt immer mehr. „ klagte eine Ergenzingerin.
„Wir Ergenzinger Bürger atmen zu 98% Luft hier in Ergenzingen und die wird immer schlechter.“ –

Was kann die Politik  und was können wir Bürgerinnen und Bürger tun?
Folgende Vorschläge wurden gemacht:

1.    Bevor Rottenburg neue Gewerbeflächen ausweist, soll sie die brachliegenden Industrieflächen, z.B. das Dräxlmaier-Areal , aufkaufen und zurückführen.
2.    Das Gewerbegebiet Flugfeld darf auf keinen Fall kommen, es verschließt  den Ergenzingern die Frischluftzufuhr aus dem Westen. Es kam der Vorschlag, eine Interessengemeinschaft gegen den Bau des  Gewerbestandorts Flugfeld zu gründen.
3.    Zwischen den Kommunen herrscht ein gnadenloser Konkurrenzkampf um  Gewerbeansiedlungen  (z.B. Rottenburg -Horb-Nagold-Herrenberg).
Ansiedlungswillige Firmen  können wählen und fordern in der Regel immer dasselbe,  womit sie Druck auf die Kommunen ausüben:
Breitband-Ausbau, günstige Lage, preiswerte Flächen und weniger Gewerbesteuer.
Mittlerweile haben sich Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden Rottenburg und Horb zu einem Interessenbündnis vernetzt, um dem nicht mehr nachzuvollziehenden Flächenfass in der Raumschaft entgegenzusteuern.

Dazu findet das nächste Treffen am 17.8.2018 um 19.30 Uhr im Steiglehof in Horb statt

Weitere Informationen geben wir gerne auf Nachfrage.