Aus dem Dorf-Röschenschlaf erwachen
Am 21. März 1972 schloss die Gemeinde Ergenzingen, zu der damals bereits Eckenweiler gehörte, mit der Stadt Rottenburg die Vereinbarung über die Eingliederung in die Stadt Rottenburg am Neckar. In diesem Eingemeindungsvertrag steht unter Paragraph 2 zu lesen:
Absatz (1)
Mit der Eingliederung soll die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Weiterentwicklung verstärkt und die Versorgung der Bürgerschaft mit öffentlichen Einrichtungen erweitert werden. Die Stadt Rottenburg am Neckar sieht in diesem Rahmen ihre gemeindlichen Aufgaben und verpflichtet sich, die sich daraus ergebenden derzeitigen und künftigen Aufgaben zu erfüllen.
Absatz (2)
Die Stadt Rottenburg am Neckar wird vor allem bemüht sein, der kulturellen Eigenständigkeit der Stadtteile Rechnung zu tragen und das kulturelle Eigenleben von Ergenzingen und Eckenweiler zu fördern.
Die Stadt Rottenburg am Neckar verpflichtet sich, der Weiterentwicklung der Stadtteile den gleichen Rang wie dem Stadtkern selbst zuzumessen und die Lebensbedingungen hierin einander anzugleichen. Und hier unter  1.c) Aufstellung eines Grünrahmenplanes und einer Planung für die Nahbereichserholung.

Nun wird dieser Vertrag bald 50 Jahre alt und bevor es zum großen Jubiläumsfest kommt, sollten wir uns fragen: wurde diese Vereinbarung eingehalten?
Schließlich trägt Ergenzingen mit seinem Gewerbe- und Industriegebiet einen bedeutenden Beitrag zum Gemeinwohl der Gesamtstadt bei und hat allein mit den dadurch entstehenden Auswirkungen wie Lärm, Licht- und Luftverschmutzung zu leben und kämpfen.
Ergenzingen war einmal Kleinzentrum im Gäu und hatte eine maßgebliche Bedeutung für die umliegenden Ortschaften. Mit an die 4500 Einwohnern steht Ergenzingen in einer Reihe mit den Nachbargemeinden Eutingen und Bondorf. Doch diese haben ihre Selbstständigkeit bewahrt und stehen heute bezüglich der sozialen Infrastruktur besser da, als die Ergenzinger Bevölkerung!

Seit Jahren benötigen wir in Ergenzingen ein Pflegeheim und eine Tagespflegeeinrichtung.

Erst vor gut einem Jahr hat die Gemeinde Eutingen der Stadtverwaltung Rottenburg gezeigt wie man richtig plant und schnell umsetzt.

Zudem wird es allerhöchste Zeit, dass in Ergenzingen eine Naherholungs- und Freizeitanlage erstellt wird. Wie schnell und unkonventionell z.B. eine Pumptrack gebaut werden kann zeigte uns unlängst Schwalldorf.

Auch das selbstständige Mötzingen verfügt seit Jahren über ein weiträumiges Freizeitgelände. In Ergenzingen könnte eine solche Anlage, wenn diese z.B. direkt hinter der Gemeinschaftsschule liegen würde, als Klassenzimmer im Freien genutzt werden und böte durch die Nähe zum Gewerbegebiet die Möglichkeit für eine aktive Mittagspause.

Zusätzlich würden alle umliegenden Ortsteile wie Baisingen, Eckenweiler und Seebronn davon profitieren. Was aber in Ergenzingen seit Jahren und im Gegensatz zur vorhandenen Infrastruktur in der Kernstadt fehlt, ist eine täglich zugängliche Begegnungsstätte.

Erst im Dezember verweigerte die Mehrheit im Gemeinderat eine Planungsrate über 30.000 Euro für dieses Vorhaben einzustellen. Immerhin wurde der Bedarf anerkannt und so müssen jetzt 5.000 (max. 10.000 Euro) ausreichen um eine fundierte Planung unter möglichst professioneller Begleitung vornehmen zu können. Das war schon eine beschämende Vorstellung.

Ein als Ersatz ins Spiel gebrachte Kaffee im noch nicht gebauten Pflegeheim ist für deren BewohnerInnen und BesucherInnen sicher sehr zu begrüßen, kann aber den Bedarf in Ergenzingen nach einem Ort der Begegnung für alle Generationen in keiner Weise decken.
Wenn uns Corona eines lehrt, so doch, dass eine persönliche Begegnung durch nichts zu ersetzen ist. Das Abstimmungsergebnis im Gemeinderat Rottenburg zum Gewerbegebiet Flugfeld hat uns alle vor Augen geführt, wie die Stadt sich über den Willen des Ergenzinger Ortschaftsrats hinweg setzt.

 

Es wird höchste Zeit, dass Ergenzingen aus seinem Dorf-Röschenschlaf erwacht und sich nicht länger von Rottenburg verwalten lässt, sondern selbst gestaltet!